David Lee

Früher mal cool

Elektroschrott des Tages: «Digital MP3-Player»

(erschienen auf DigitalLiving.ch, 28.6.2011)

Unser investigativer Journalist berichtet live von der bürointernen Müllhalde. Heute mit einem ausgefeilten Audiogerät.

Bei uns liegen so einige Geräte herum, von denen mittlerweile keiner mehr weiss, was die hier eigentlich zu suchen haben. Sie waren schon neu nicht besonders wertvoll, und sind neuerdings veraltet – auf den ersten Blick also völlig uninteressant. Wir holen sie trotzdem aus der Mottenkiste – einfach zur Abwechslung, und weil sich daran erkennen lässt, wie schnell der technische Fortschritt geht und inwiefern sich teure Modelle von Billigprodukten unterscheiden.

Den Anfang macht ein musikalischer USB-Stick. Wie das revolutionäre Produkt genau heisst, könnte ich nicht einmal mit Sicherheit sagen; angeschrieben ist es jedenfalls mit «Acer Digital MP3 Player», aber auch mit «Voice Recorder». «Digital MP3 Player» steht hinten noch mal drauf, falls man es einfach nicht glauben kann oder während des Umdrehens schon wieder vergessen hat. Das in zeitloser Plastik-Eleganz gehaltene Schmuckstück hat schätzungsweise das zehnfache Volumen eines iPod nano. Mit Volumen meine ich die physische Ausdehnung. Das Speichervolumen beträgt 1 GB.

Der diskrete Charme des Elektronik-Trash

Wie bei fast allen Geräten frisch ab Elektronikhalde bereitete es einige Schwierigkeiten, es überhaupt zum Laufen zu bringen. Schnell war klar, dass sich der Akku nicht via USB aufladen lässt, ein Ladeanschluss fehlt aber auch. Des Rätsels Lösung: Der digitale MP3-Player (gibts eigentlich auch analoge?) hat gar keinen Akku! Sondern eine AAA-Batterie, die erst mal ersetzt werden musste.

Es handelt sich um eine Art USB-Stick mit Batteriefach

Der 1-Zoll-Bildschirm ist zwar nur monochrom, aber Schwarz-Weiss hat ja auch seinen Reiz. Ausserdem kann der Player in allen Farben blinken, Hintergrundbeleuchtung sei dank. Und er kann es nicht nur, er tut es auch, wenn man auf den Modusknopf drückt. Disco fever!

Sensationell: Mit dem Ding kann man sogar Aufnahmen machen. Allerdings nicht im Format MP3, sondern WAV. Mit der Qualität von (be-)rauschenden 32 Kbit/s.

Geben Sie es zu: Nach dieser Beschreibung wollen Sie dieses Wunderwerk der Technik unbedingt haben. Nun, eigentlich ist es ein Einzelstück eines Liebhabers und unverkäuflich, aber wir sind nicht so. Wer dem diskreten Charme von Elekronik-Trash etwas abgewinnen kann, möge diesen Artikel kommentieren und schreiben, wieso er oder sie das braucht.