David Lee

Früher mal cool

Elektroschrott des Tages: GE E840s

(erschienen auf DigitalLiving.ch, 1. 7. 2011)

Unser investigativer Journalist philosophiert live von der bürointernen Müllhalde. Heutiger Anlass: eine elektrische Kamera. Genauer gesagt sogar zwei.

Hier eine weitere Folge unserer beliebten Serie «Elektroschrott des Tages»: Aus dem Haufen damen- und herrenloser Geräte, die niemand (mehr) haben will, pflücken wir dieses Mal die E840s von General Electric (GE). Das lippenstiftrote Teil, das ich live und unplugged in Händen halte, ist eine Kompaktkamera wie jede andere auch. Durch und durch durchschnittlich. Vielleicht sogar unterdurchschnittlich. Das einzig Besondere an ihr: sie läuft nicht. Das ist insofern speziell, als es durchaus auch elektrische Generäle gibt, die funktionieren. General Ticktack aus dem Roman «Rumo» zum Beispiel. Wobei der nicht besonders benutzerfreundlich ist.

Ausserdem gibt es auch GE-Kameras, die laufen. Das dürfte sogar der Regelfall sein. Eine davon befindet sich auf der bürointernen Elektronikdeponie. Sie nennt sich G2 und hat den gleichen Akku wie die E840s. So gelingt es mir, den Akku der E840s trotzdem noch aufzuladen. Mit dem beiliegenden Netzteil, per USB in die E840s eingesteckt, klappte es nicht. Vielleicht war es das falsche Netzteil, denn «beiliegend» ist in diesem Fall so zu verstehen, dass sowohl Kamera als auch Netzteil irgendwo relativ nahe beisammen zu finden waren.

Die G2, fotografiert mit der E840s

In Zeiten von Full HD, 16 Megapixeln und gestochen oder gehauen scharf, entdeckt man mit der G2 den Reiz der Unschärfe. Der Autofokus fokussiert wie von Zauberhand auf einen anderen Punkt als den, der auf dem Bildschirm zu sehen ist. Etwa jedes zehnte Mal wird das Bild dann trotzdem scharf. Gleiches lässt sich leider von der E840s nicht behaupten. Hier wird man wieder wie gewohnt mit Unmengen von immer scharfen und damit völlig langweiligen Bildern überflutet.

Faszination Unschärfe oder wie ich wieder ein Fötus wurde

Trotzdem ist Prädikat «Schrott» nicht ganz fair. Die Kamera läuft, sie tut ihren Dienst, für ein Modell aus dem Jahr 2008 sogar ganz ordentlich. Kompaktkameras gleichen sich oft wie ein Ei dem anderen. Sie werden alle aus mehr oder weniger den gleichen Bauteilen zusammengesetzt. Das bedeutet, dass die Einzelteile in absurd hohen Mengen produziert werden, was wiederum bedeutet, dass so eine generelle Elektrokamera oft nicht mehr als 100–200 Franken kostet.

Austauschbar? Ja. Wertlos? Nein. Auch eine Billigkamera enthält wertvolle Rohstoffe, die aufwendig abgebaut werden müssen. Seltene Erden zum Beispiel. Und selbstverständlich enthalten diese Geräte Elektronik, die um Welten komplexer ist, als alles, was für die bemannten Mondlandungen (inflationsbereinigter Kostenpunkt: 120 Milliarden Dollar) verwendet wurde. Ganz klar: Elektroschrott ist wertvoll.

Die E840s, fotografiert mit der G2

Grosszügig, wie wir sind, verschenken wir aber auch diese zwei erwähnten Sammlerstücke trotz ihres immensen Wertes an die Person mit dem besten Artikel-Kommentar. Immer vorausgesetzt, dass sich überhaupt jemand dafür interessiert.