David Lee

Früher mal cool

Elektroschrott des Tages, Folge 4: Xbox 360

(erschienen auf DigitalLiving.ch, 15.7.2011)

Unser investigativer Journalist berichtet live von der bürointernen Müllhalde. Heute endlich entsorgt: Die Xbox 360.

Nachdem ich mich in früheren Folgen der Elektroschrott-Serie mit billigen und recht unbekannten Geräten auseinandergesetzt habe, werde ich jetzt langsam frech und bezeichne doch glatt eine Spielkonsole als Schrott, die sich millionenfach verkauft hat und sich einer grossen Fangemeinde erfreut. Wie kommt es dazu?

Zuerst einmal ist etwas oberlehrerhaft festzuhalten, dass es ja viele verschiedene Versionen der Xbox 360 gibt. Die Schrottkiste aus unserem Büro ist eine Xbox 360 der ersten Stunde und beinhaltet Technologie, die nun über 5 Jahre alt ist. Das ist aber nicht der Grund für die Ehren, die wir hier der Microsoft-Box zuteil werden lassen. Die Geschichte der Reihe nach:

Unsere Redaktion bekommt immer mal wieder neue Xbox-Spiele zugesendet. Leider konnte ich die nie testen, da ich zu Hause keine Microsoft-Konsole habe und mir nicht eigens eine anschaffen wollte. Per Zufall entdeckte ich, dass ja in den Gemächern der IDG eine solche unbenutzt vor sich hinschlummert. Die wollte ich aus dem Dornröschenschlaf wecken.

Technik, die begeistert

... und Netzteile, die Zehen brechen können

Erst zu Hause wurde mir klar, dass so eine Xbox ja nicht bloss aus der Box, dem Netzteil und einem Kontroller besteht. Eigentlich gehört auch ein Verbindungskabel für den Anschluss am TV dazu – bei dieser älteren Version lässt sich kein HDMI-Kabel verwenden. Also musste ich ein spezielles Xbox-360-Verbindungskabel dazukaufen. Als dieses dann endlich kam, wollte ich die Box an den Strom anschliessen – doch ein gewöhnliches Stromkabel passt nicht in das Netzteil der Xbox 360. Dessen Steckbuchse hat eine kleine Aussparung, so dass man gezwungen ist, ein spezielles Xbox-360-Stromkabel zu erwerben (das sich ansonsten durch nichts von einem Standard-Kabel unterscheidet).

Innovativ: Proprietäres Stromkabel von Microsoft

Auch das hinter mich gebracht, Box mit TV und mit Strom verbunden, leuchtete der Ring des Geräts farbenfroh auf. Da wusste ich noch nicht, dass dies kein gutes Zeichen ist, sondern eine Art Fehlermeldung. Diese hat sogar einen Übernamen: Es handelt sich um den sogenannten «Red Ring of Death», in Anlehnung an «Blue Screen of Death» bei einem anderen bekannten Produkt des gleichen Herstellers. Bei der ersten Generation der Xbox 360 zerstörte sich eine aussergewöhnlich hohe Zahl der Geräte selbst – durch Überhitzung. Microsoft sah sich gezwungen, die die Garantie auf drei Jahre zu verlängern und defekte Lüftersysteme kostenlos auszutauschen. Allerdings ist nun auch diese Frist abgelaufen, und die Kiste schafft es nicht mal mehr, rot aufzuleuchten. So kann diese Xbox 360 hier, Microsoft hab sie selig, nur noch fachgerecht entsorgt werden. Das Verschenken des Geräts erübrigt sich dieses Mal.