David Lee

Früher mal cool

Elektroschrott des Tages: PC-Tastatur

(erschienen auf DigitalLiving.ch, 23.08.2011)

Unser investigativer Journalist braucht sich heute nicht mal bis zur bürointernen Müllhalde zu bemühen. Elektroschrott liegt schliesslich auch direkt vor seiner Nase herum.

Es gibt wenige Dinge, denen ich ein so gutes Preis-Leistungs-Verhältnis attestiere wie ganz gewöhnlichen PC-Tastaturen. Sie kosten teilweise weniger als 20 Franken – erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der Händler, der Hersteller und auch noch dessen Zulieferer daran verdienen müssen.

Zu Hause verwende ich seit etwa sechs Jahren ein Exemplar von Dell, das nicht nur einwandfrei funktioniert, sondern auch immer noch aussieht wie neu. Tastaturen werden schnell schmutzig, aber sie können einfach ausgespült werden, da sich die Tasten von der Elektronik ohne Probleme trennen lassen. Wenn man übrigens so ein Ding einmal verkehrt hochhält und schüttelt, ist man auch ohne Hygienetick schnell davon überzeugt, dass das sinnvoll ist.

So, das war der erfreuliche Teil, jetzt kommt der Schrott-Abschnitt. Übertreiben sollte man es nämlich nicht mit dem kostengünstigen Produzieren, sonst bricht während eines beherzten Griffs in die Tasten sogleich das Standfüsschen ab. So geschehen bei einer Logitech-Tastatur für Fr. 19.90. Tastaturhersteller sollten wissen, dass Menschen vor Computern nicht immer besonders rational und vernünftig agieren. Jeder weiss zwar, dass es nichts bringt, bei einem Action-Spiel oder bei einem unerklärlich störrischen Verhalten einer Software stärker auf die Tasten zu drücken – aber wir alle tun es trotzdem hin und wieder. Also Logitech, auch wenn Sparen am falschen Ort total im Trend ist: Lieber ein etwas dickeres Standfüsschen, das vielleicht 5 Rappen kostet, als ein dünnes, das 4,2 Rappen kostet.

Frisch gewaschen und poliert: neuerdings kaputte Tastatur

Auch keine besonders gute Idee ist, womit uns der Nicht-mehr-Smartphone-Hersteller-und-nicht-mehr-Tablet-Hersteller-und-nicht-mehr-Privat-PC-Hersteller HP beglückt: Dessen Standardtastaturen (wenigstens die älteren, die wir hier haben) lassen sich nicht zerlegen und damit nicht reinigen. Glaube ich zumindest. Auf der Rückseite befinden sich eine Menge Schrauben, und wenn man die alle löst, stellt man fest, dass sich nichts löst. Das Plastikgehäuse ist aus einem Guss. Wozu dann die Schrauben? Damit man immer eine locker haben kann?

Ich hab dann so eine Unibody-Tastatur, wie das Apple vielleicht nennen würde, trotzdem gewaschen. Mit lustigen Folgen: Die Tastatur schreibt jetzt ohne Fremdeinwirkung abwechslungsweise Nullen oder kleine «g» bis zum Abwinken. Dazwischen kann es sogar vorkommen, dass ständig die rechte Maustaste ausgelöst wird. Offenbar greifen Tastaturdefekte auch auf die Maus über. Magic Mouse.

Dafür glänzt die Tastatur jetzt wie frisch poliert. Nicht nur wegen dem Spülgang: Die ursprünglich leicht rauhe Oberfläche wurde durch Verfassen unzähliger brillanter Artikel auf Hochglanz geschliffen. Natürlich wurden einige Buchstaben (A, S, D, E, R) besser poliert als andere (Q, Y). Häufig verwendet wurden seltsamerweise auch die Buchstaben C und V. Woran das bloss liegen mag?