David Lee

Früher mal cool

Elektroschrott des Tages: Sony Ericsson K850i

(erschienen auf DigitalLiving.ch, 24.07.2012)

Das Sommerloch ist zurück: Wieder einmal ein Live-Bericht von der bürointernen Elektroschrotthalde. Dieses Mal graben wir ein Foto-Handy aus dem Jahr 2007 aus.

Mit etwas Verspätung ist der Sommer inklusive Sommerloch doch noch bei uns eingetroffen. Zeit also, den letzten Schrott aus den Regalen zu ziehen und sich ausgiebig damit zu beschäftigen. Minderwert für den Leser ist angesagt, ausserdem gibts gratis billigste Unterhaltung.

Gestern noch auf der Schrotthalde, jetzt im Testlabor: Handy mit schicker Schleckstengel-Oberfläche

Wir testen ein Handy aus der Zeit, als Handys noch Handys waren und Sony noch Sony Ericsson hiess. Zumindest ein verschwindend kleiner Teil davon, eben jener, der das Sony Ericsson K850i herstellte.

Unboxing

Hinweis an alle Über-80-Jährigen: Unboxing ist nicht das Rückgängigmachen eines Faustschlags, sondern das zeremonielle Entkleiden eines Kultartikels, um den allmächtigen Göttern des Konsums zu huldigen. Deshalb ist es bei Tech-Bloggern oft der wichtigste Teil im Testbericht. Im Fall des Nexus 7 ist das einigermassen sauber in die Hosen gegangen (Anmerkung: das dazu verlinkte Video gibts inzwischen nicht mehr), doch das Sony-Ericsson-Gerät lässt sich problemlos unboxen. Was vielleicht daran liegt, dass es zuvor schon einmal teilweise ungeboxt worden war.

Etwas schwieriger ist allerdings das Auspacken der richtigen Gebrauchsanleitung, denn hier liegen vier absolut identisch aussehende Broschüren in je einer Sprache fein säuberlich in eine Einzelfolie verpackt. Erster Versuch: Französisch. Zweiter Versuch: Englisch, und das geht nun gar nicht, das ist ja gar keine Schweizer Landessprache. Müsste Rätoromanisch sein. Dritter Versuch: Italienisch, war ja klar. Vierter Versuch: Deutsch.

Unboxing der vier von aussen nicht zu unterscheidenden Gebrauchsanweisungen, fotografiert mit der Kamera des K850i

Laden

Die Anleitung erklärt mir, wie ich das Telefon auflade: «Verbinden Sie das Ladegerät mit dem Telefon.» Das ist eine sehr nützliche Information, denn jetzt weiss ich, dass hier das Ladegerät fehlt. Theoretisch sollte man das Ladegerät auch mit dem PC aufladen können müssen. Praktisch allerdings hält der Akku nicht länger als 10 Sekunden durch.

Die Kamera sieht aus, als ob sie etwas könnte, aber das täuscht

Zielen

Die zahlreichen Funktionen müssen daher mit einem speziellen Verfahren getestet werden: dem sogenannten Low-Information-Guess-Reverse-Engineering. So ist es mir gelungen, die Kamerafunktion seriös zu testen. Denn dieses Handy ist ganz stolz darauf, auch eine Cyber-shot-Digicam zu sein. Das Resultat ist erstaunlich. Erstaunlich schlecht. Siehe oben.

Feuer

Abgesehen davon, dass das Handy nicht richtig läuft, gibt es kaum etwas auszusetzen. Zwar ist die Kamera etwas enttäuschend, das Gehäuse klobig und der empfohlene Verkaufspreis von 849 Franken knapp daneben, aber sonst kann ich auf den ersten Blick nichts bemängeln. Ach, ja: Das Telefon ist hässlich und die Bedienung mühsam. Aber sonst: Tiptop.