David Lee

Früher mal cool

Elektroschrott des Tages: Siemens C45

(erschienen auf DigitalLiving.ch, 02.08.2012)

Das Siemens C45 ist die Antwort auf die Frage, die mir jetzt nicht mehr in den Sinn kommt.

Nun, da die allermeisten Perlen aus unserer bürointernen Elektroschrotthalde bereits redaktionell abgefeiert worden sind, ist es Zeit, mein Ex-Ex-Handy ausreichend zu würdigen. Es war und ist das zweitälteste und folglich zweitdümmste Dumbphone meines Lebens. Es läuft noch immer. Der Akku wurde allerdings mittlerweile von meiner hauseigenen Rating-Agentur D & L auf Ramsch-Niveau abgestuft. Wenn ich ein Siemens-Fanboi wäre, würde ich natürlich einen Akku nachkaufen. Auf eBay für 6 Euro immer noch erhältlich. Ich könnte sogar eine neue Aussenverkleidung nachkaufen, da findet sich auf eBay im Moment ein Angebot für 1 Euro. (Versandkosten 9,99 Euro.)

Klein und dick und überhaupt ziemlich sexy: Das Siemens C45.

Schale: 1 Euro. Versandkosten: 10 Euro.

Im Handy gibt es einen Menüpunkt «Akku-Pflege». Diese Funktion entlädt den Akku vollständig, was sehr lange dauert und nur möglich ist, wenn das Ladegerät angeschlossen ist. Über den Sinn der Sache sind leider keine Infos überliefert, denn Li-Ionen-Akkus sollten ja auf gar keinen Fall vollständig entladen werden. So gesehen ist es ein Wunder, dass dieser Akku noch halbwegs funktioniert.

Der Bildschirm kann bei Bedarf sogar hintergrundbeleuchtet werden.

Das Siemens C45 verfügt über einen Monochrombildschirm mit einer Auflösung von 64 x 101 Pixeln (0,006 Megapixel). Jedes einzelne dieser Pixel kann 1 Farbe darstellen (Schwarz). Das Telefon kann bis zu 10 eingehende Anrufe speichern und durch die Weiten des Internets streifen – rein theoretisch. Wenn man das C45 einschaltet, erscheint eine animierte Ente, die im Wasser nach etwas fischt. Wahrscheinlich nach dem GSM-Netz. Beim Ausschalten läuft die Ente zusamen mit ihren 3 Küken quer durchs Bild, und dann wird www.my-siemens.com eingeblendet. Diese Webseite existiert nicht mehr. Kein Wunder, denn der zugehörige Firma Siemens Mobile existiert auch nicht mehr. Der Siemens-Grosskonzern hatte 2005 die Handysparte an BenQ verscherbelt. Diese ging dann zwei Jahre später ihrerseits pleite. Angesichts des bevorstehenden Untergangs von Nokia lässt sich die Regel ableiten, dass Firmen von Handys, die ich kaufe, anschliessend bankrott gehen. Also, Apple und Samsung: soll ich ein Handy von euch kaufen oder vom Konkurrenten?

Internet-Konfiguration des Siemens C45.

Die Bedienung des C45 fand ich damals, 2003, recht umständlich. Denn nicht alle Funktionen sind mit nur einem Tastendruck aufrufbar. Bevor man eine SMS schreiben kann, muss man zwei (!) Tasten drücken. In den folgenden Jahren sollte ich aber eines Besseren belehrt werden, was man unter einer wirklich umständlichen Bedienung zu verstehen hat. Die ersten «Smartphones» setzten hier ganz neue Standards. Aber sie sind ja so cool, dass man sich bekanntlich gerne den ganzen Tag nur mit ihnen und ihren Macken abgibt.