David Lee

Früher mal cool

Elektroschrott des Monats: Samsung ML-1510

Dezember 2014

Menschen mögen es, wenn sich ihre Vorurteile bestätigen, selbst wenn es zu ihrem Nachteil ist: Lieber recht haben und leiden als zugeben müssen, dass gar nicht alles so schlecht ist. Von daher erfüllt es mich mit tiefer Befriedigung, dass mein Drucker Samsung ML-1510 alle Klischees bestätigt hat, die man über Drucker so hegt.

Eines dieser Klischees besagt, dass Druckerhersteller ihre günstigen Geräte übers Verbrauchsmaterial finanzieren. Kurze Zeit nach Inbetriebnahme des Samsung ML-1510 war der Toner leer, und ich musste einen neuen kaufen, der natürlich fast so viel kostete wie der Drucker selbst. Das war vor etwa 10 Jahren. Seither ist immer der gleiche Toner drin, dessen Inhalt bis heute reicht. Was das über den Füllzustand der originalen Tonerkartusche sagt, möge der geneigte Leser selbst beurteilen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich den Drucker zuletzt nur noch selten brauchte.

Damit sind wir beim zweiten Klischee: Papier ist veraltet, etwas für Technikverweigerer. Für Internetausdrucker, Print-Journalisten, Manufactum-Kunden, AfD-Wähler und was es der Beschimpfungen mehr gibt. Das stimmt zwar so absolut bis heute nicht, ist aber auch nicht mehr völlig falsch. Inzwischen kann ich meine Privatsachen auch im Geschäft drucken, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben – denn mehr als 20 Blatt pro Jahr kommen da kaum zusammen.

Den Drucker wollte ich loswerden, weil er, gemessen an seinem Nutzen, viel Platz brauchte und geradezu absurd hässlich war. Auch das ist so ein Klischee: Drucker sind Ungetüme und bar jeder Ästhetik. Beim Nachfolgemodell ML-1520 hat Samsung wenigstens eingesehen, dass die Kunststoff-Front in Türkis nicht jedermanns Sache ist. In meiner Wohnung war der Drucker gleich das erste, was man sah, wenn man aus dem Eingangsbereich kam. Es ging nicht anders, weil so wenig Stromanschlüsse vorhanden sind.

Links ML-1510, rechts der Nachfolger ML-1520. Besser – aber so ganz aufs Kotztürkis verzichten wollte man dann doch nicht.

Als Entsorgungsstelle diente mir mein Vater. Indem er meinen alten Drucker austrägt, können wir beide unser ökologisches Gewissen beruhigen. Der ML-1510 bedeutet im Ferienhäuschen meiner Eltern tatsächlich eine Modernisierung: Dort stand nämlich bis vor kurzem in einem winzigen Bürozimmerchen ein Apple LaserWriter aus den 80er-Jahren. Der war um ein Vielfaches grösser, schwerer und lauter als der Samsung-Drucker und zeichnete sich ansonsten hauptsächlich dadurch aus, dass er nicht mehr funktionierte. Kostete natürlich neu so viel wie ein Kleinwagen – was nicht so abwegig ist, denn in Sachen Grösse, Energieverbrauch und Lautstärke ist er durchaus mit einem Auto vergleichbar.

Aber selbst dieser Elektroschrott fand nun noch einen Abnehmer. Zwar hat mein Vater seinerseits keinen Vater mehr, den er billig modernisieren könnte, aber in der Umgebung sammelt jemand alten Macintosh-Kram – und ist dabei offenbar nicht wählerisch.