David Lee

Früher mal cool

Elektroschrott des Monats: Mac Mini

Februar im Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche

Diesen Monat ereignete sich nichts Neues an der Elektroschrott-Front, weshalb ich etwas Vorgefertigtes aus der Schublade ziehe. Und zwar aus der untersten.

Unterste Schublade: Mac Mini.

Vor etwas mehr als einem halben Jahr habe ich aus Versehen meinen Mac Mini unbrauchbar gemacht, indem ich ein neues Betriebssystem aufgespielt habe. Unter OS 10.9 (Mavericks) ist das Ding seither sensationell langsam, der Systemstart lässt Erinnerungen an die 90er-Jahre wach werden. Zurück auf Version 10.6.8 kann ich nicht mehr, selbst wenn ich die Original-System-DVD noch hätte.

Der devote Apple-Fanboi mag an dieser Stelle einwenden, dass das ja nur ganz allein meine Schuld sei, so wie alle Probleme mit Apple-Produkten eigentlich immer nur auf das Unverständnis der Benutzer zurückzuführen seien, denn das sei ja grad mal ganz klar, dass man in so einem Falle einen Clean Install durchführen müsste.

Obwohl das ja sowas von klar ist, dass man da einen Clean Install machen muss, erklärt Apple nirgends, wie das überhaupt geht, dabei erfordert es eine Menge manuelle Eingriffe, auf die man nicht von selbst kommt. Man muss das ganze System 10.9. nochmals herunterladen, den Download dann aber keinesfalls doppelklicken, sondern auf ein Paket-Unterverzeichnis darin zugreifen, ein bestimmtes Image daraus entpacken und auf einen speziell formatierten und partitionierten USB-Stick legen ... oder so. Es ist sehr kompliziert und dauert sehr lange. Hat man dann endlich den USB-Stick startklar, braucht der Mac Mini nur etwa 5 Stunden, um das System zu installieren. Und schon ist er clean. Und langsam. Der Clean Install ist der Rosenquarz unter den Systeminstallationen.

Nach dem Update muss das System erst mal aktualisiert werden (im Jahr 2015 finden wir das nicht mal mehr witzig). Schneller wird es dadurch auch nicht, aber immerhin kann ich wieder auf die iCloud zugreifen. Zuvor war nicht mein Account zu sehen, sondern derjenige eines gewissen Johnny Appleseed. Dieser Account liess sich weder entfernen noch durch meinen eigenen ersetzen, es war überhaupt nichts zu machen. Das System wollte unter gar keinen Umständen zur Kenntnis nehmen, dass ich nicht Johnny Appleseed bin.

In Mac OS 10.9 dreht Apple die Scrollrichtung der Maus und nennt die neue Art, die jeden verwirrt, «natürlich». Wir lernen: Bis jetzt haben mindestens fünfzehn Jahre lang alle Computer-User dieser Welt unnatürlich gescrollt. Und werden es weiterhin tun.

Warum habe ich überhaupt aktualisiert? Weil GarageBand nur noch auf den neuen Systemversionen läuft und ich den Mac Mini nur für GarageBand benutze. Um Mikrofone, Gitarren etc. anzuschliessen, benötige ich zusätzlich mein Audio-Interface Alesis iO 14. Dieses läuft nun unter Mac OS 10.9 nicht mehr. Das bedeutet, selbst wenn das System schneller wäre, wäre es für mich nutzlos.

Ich sage übrigens extra «Mac OS X», um die Zeugen Apples zu ärgern, die mich gerne dahingehend korrigieren würden, dass es nur noch OS X heisse. Hier auf meiner eigenen Website nenne ich diesen Schrott, wie ich will, und ich bevorzuge es, wenn Dinge nicht ständig umbenannt werden, nur weil es irgend einem Marketingfuzzi langweilig war. Ich sage auch Nationalliga B und nicht «Brack.ch Challenge League». Normalerweise sage ich auch «Jahr 2015» und nicht «Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche», aber für diesen Blogeintrag mache ich eine Ausnahme zu Ehren von David Foster Wallace.

Der Verlust des Mac Mini ist verschmerzbar, ich benutze als Aufnahmestudio sowieso fast nur noch das iPad. Aber ich finde es bemerkenswert, auch welche Art und Weise heute Geräte zu Schrott werden. Nicht, indem sie kaputt gehen, nicht, indem sie überflüssig werden, sondern indem man Updates einspielt. Wenn das kein Fortschritt ist!