David Lee

Früher mal cool

Elektroschrott des Monats: Fuji DL-200

Dezember 2015

Die Kamera Fuji DL-200 kompostiert bei meinen Eltern seit längerem vor sich hin. Echter Schrott aus den 80er-Jahren. Damals war dieses Gerät hochmodern, worauf im Handbuch mehrmals stolz hingewiesen wird. Ich erinnere mich noch, wie der Papa die Bedienungsanleitung laut vorgelesen hat, entweder aus purem Stolz, oder um sich besser auf diese komplizierte moderne Technik konzentrieren zu können – und ich lauschte fasziniert, was dieses Wunderding alles konnte. Zum Beispiel den Film selbst transportieren, mit einem Elektromotor. Man musste nicht mehr nach jedem Foto an einem Hebel ziehen, damit die Filmrolle transportiert wurde. Und es gab einen Selbstauslöser. Zum ersten Mal die ganze Familie auf dem Bild!

Das ist aber noch nicht alles. Im Vergleich zur Kodak Instamatic sticht bei dieser Kamera der Autofokus heraus. (Die Kodak konnte weder manuell noch automatisch scharfstellen.) Ausserdem bejubeln wir begeistert den Elektronenblitz, der unendlich oft verwendet werden kann. Bei der Kodak reichte ein Aufsteck-Blitzwürfel nur für vier Aufnahmen.

Als mir die Kamera kürzlich in die Hände kam, lag darin noch ein Film, der etwa zur Hälfte verballert war. Diese Fotos mussten dringend entwickelt werden, solche Filme halten ja nicht ewig. Wir konnten aber nicht mehr den «Film fertig machen», denn offenbar war die Batterie leer. Um sie auszutauschen, muss man die Kamera öffnen, was natürlich bei einer Filmkamera zur Folge hat, dass der Film fujist. Man muss den Film vorher in die Rolle spulen, aber wie soll das gehen, wenn das ein Elektromotor macht und die Batterie leer ist? Erstaunlicherweise klappte es nach einigen Fehlversuchen: Die Batterie lebte nochmal kurz auf, um dann endgültig zu sterben.

Die Batterie hat ein sehr spezielles Format, dennoch kann man solche Batterien heute noch kaufen.

Um den Film zu entwickeln, musste ich ihn in der Migros in eine Tasche stecken und in einen Kasten werfen. Es gibt keine Benachrichtigung oder so, wann die Fotos entwickelt und abholbereit sind. Man muss das erfühlen oder jeden Tag beim Kundendienst nachfragen. So funktionierte das Leben früher, ohne Internet. Dafür hatte man keine Probleme mit fehlerhaften Software-Updates und unfairen Roaming-Gebühren.

Der Film war hinüber. Auf einigen Negativen sieht man noch irgend etwas, aber zu wenig, um daraus halbwegs brauchbare Fotos zu machen.

Übrigens hätte ich den Film sowieso nicht einspulen müssen, denn dieser hochmoderne Fotoapparat entrollt den ganzen Film bereits beim Einlegen und zieht dann jedes geschossene Foto sofort in die Rolle. Diese Fotos in der Rolle sind dann angeblich vor Überbelichtung geschützt.