David Lee

Früher mal cool

Elektroschrott des Monats: Logitech Pure-Fi Anywhere 2

Oktober 2014

Elektronik nützt sich ja eigentlich kaum ab. Wenn sie kaputt geht, dann höchstens, weil wieder mal ein Smartphone-Zombie vergessen hat, sein externes Gehirn vor dem Baden aus der Hosentasche zu ziehen. Was sich aber abnützt, ist das Drumherum, das Gehäuse oder die mechanischen Bedienteile. So auch an meinem Logitech-Dock: da ist kürzlich die Minus-Taste abgebrochen. Sie dient dazu, den Ton leiser zu stellen, was häufig nötig ist. In der Küche, wo das Dock meistens steht, muss man je nach Dampfabzug, Bratgezische oder Wassergeräuschen ständig die Lautstärke ändern; dazu kommt, dass eh jedes Stück eine andere Lautstärke hat, wenn es nicht vom selben Album ist.

Minus eine Minustaste.

An dieser Stelle ein kleiner Offtopic-Rant über Podcaster: Ich fände eigentlich Kochen die ideale Tätigkeit, um einen Podcast zu hören. Aber die meisten Hobby-Podcaster kriegen es aus irgend einem Grund nicht gebacken, ihr Gefasel so aufzunehmen und abzumischen, dass man es bei normaler Lautstärke versteht, wenn es noch ein paar Störgeräusche gibt. Da nuschelt der eine Gesprächsteilnehmer irgendwas in seinen Berliner Hipsterbart, was mit Hochdeutsch nicht näher verwandt ist als das, was wir Schweizer jeweils so von uns geben, während der andere sein Mikrofon offenbar in die Mundhöhle gesteckt hat, so dass jeder Explosivlaut einer schweren Detonation gleich kommt. Dreht man also beim Nuschler lauter, knallt es einem beim verkannten Beatboxer das Trommelfell in den Arsch. Und so was soll man sich dann zwei Stunden oder noch länger antun.

So, jetzt maule ich nicht weiter über Podcaster, sondern wieder wie gewöhnt über den Elektroschrott. Interessant ist ja bei dieser abgebrochenen Taste, dass ein kleiner Teil davon noch am Gerät ist, und dieser Teil ist unbeweglich. Bei jedem Drücken der Taste bog man also den Kunststoff durch. Dass das nicht ewig gut gehen kann, leuchtet jedem ein, schliesslich wird so ziemlich jede Art von Kunststoff mit der Zeit spröde (vgl. dazu der Elektroschrott Philips Stretch). Es handelt sich also hier entweder um einen ziemlich dummen Designfehler oder um geplante Obsoleszenz. Die anderen einigermassen oft gebrauchten Tasten haben ebenfalls schon Haarrisse an der Sollbruchstelle.

Logitech-AudiodockInteressantes Konzept: Die Taste ist eigentlich unbeweglich.

Apropos Fehler: Nutzt man als Tonquelle den Line-In statt den Apple-Dock-Connector, schaltet sich die Anlage ständig aus, wenn das Eingangssignal nicht auf Maximum gestellt ist. Umgekehrt schaltet sich die Anlage nach dem Ausschalten sofort wieder ein, wenn da immer noch maximales Signal reinkommt. Doch an solche Macken gewöhnt man sich, weil sie immer gleich bleiben. Dies etwa im Unterschied zu einem PC, wo immer wieder etwas Neues nicht funktioniert, was kurz zuvor noch anstandslos geklappt hat.

Logitech-AudiodockSteht normalerweise weiter weg vom Herd, bekommt aber trotzdem immer sein Fett ab.

Das «Pure-Fi Anywhere 2» ist ohnehin nicht so schlecht wie sein Name. Für gerade mal 130 Franken lieferte mir das portable Teil jahrelang eine ordentliche Soundqualität. Dass die Böxchen keinen starken Bass zustande bringen, werte ich nicht als Minus-, sondern als Pluspunkt. Ich mag die aggressiven Bässe, welche die meisten modernen Anlagen produzieren, überhaupt nicht. Laute Bässe klingen nur mit Kopfhörern gut, finde ich (oder vielleicht mit teuren Boxen in einer audiophil eingerichteten Stube). Billig ist übrigens in der Küche besser als teuer. Da wird nämlich alles ziemlich schnell schmutzig und speckig.

Deshalb leime ich die Taste wieder an. Falls das nicht lange hält, liegt irgendwo noch eine Fernbedienung fürs Dock herum, mit der man ebenfalls lauter und leiser stellen kann.