David Lee

Früher mal cool

Elektroschrott des Monats: Roland Jazz Chorus 60

August 2015

Aus dem miefigen, verschimmelten Bandraum durfte ich für nur 50 Franken einen miefigen, verschimmelten Gitarrenverstärker dauerhaft entwenden: den Roland Jazz Chorus 60. Wie alt das Teil genau ist, weiss niemand mehr, aber vermutlich stammt es aus den Siebzigerjahren. Die Abdeckung auf der Frontseite ist beschädigt und sieht scheusslich aus. Obwohl kein Röhrenverstärker, ist der Klotz sehr schwer. Er rauscht. Fürs Wohnzimmer ist er nicht nur viel zu hässlich, sondern auch viel zu laut. Er hat einen Verzerrer eingebaut, der kaum verzerrt.

Aber dieser Klang! Wichtig für das Spiel in einer Band: die Gitarre ist immer kristallklar herauszuhören. Dann muss man auch nicht so laut aufdrehen. Schon clean ist der Sound toll, aber wirklich grossartig sind die Chorus- und Vibratoeffekte. Natürlich eignet sich das Gerät nicht nur für Jazz, sondern für alle möglichen Stilrichtungen. Zum Beispiel für Funk, hier eine uralte Videoaufnahme von einem Jam:

Noch etwas Audio, wo man auch den Chorus oder das Vibrato hört. Ebenfalls von einem Uralt-Jam:

Trotz der miesen Aufnahmequalität hört man wohl, was ich meine. Wer sich ernsthaft für den Klang interessiert, kann hier und da reinhören. Oder auch beim Jazz Chorus 50, einem sehr ähnlichen Modell. Den Jazz Chorus gibt es in vielen Variationen, mindestens zwei davon kann man heute noch neu kaufen – allerdings zu sehr hohen Preisen. House of Sound verkauft den kleineren JC-40 aktuell für 625 Franken und den grösseren JC-120 für 1085 Franken. Beide haben zwei Lautsprecher, meiner hat nur einen. Sie klingen sicher nicht genau gleich, aber dieser typische klare Sound und den typischen Chorus haben alle Verstärker dieser Reihe.